Die Tarifrunde Chemie 2024 steht in den Startlöchern!

Eine Erhöhung der Entgelte um 6 bis 7 Prozent, mehr tariflichen Schutz exklusiv für IGBCE-Mitglieder und eine Modernisierung des Bundesentgelttarifvertrags. Das ist die Forderungsempfehlung für die Chemie-Tarifrunde 2024, die der Hauptvorstand der IGBCE am 30.01.2024 beschlossen hat.

Die Forderungsempfehlung der IGBCE wird nun in den jeweiligen Landesbezirken der IGBCE beraten und anschließend am 10.04.2024 als endgültige Forderung für die kom­menden Tarifrunde beschlossen.

Die Chemiearbeitgeber weisen die Forderung zurück: „Die Forderungen der IGBCE für die kommende Tarifrunde sind weder krisengerecht noch finanzierbar“, kommentiert BAVC-Hauptgeschäftsführer Klaus-Peter Stiller die vorgelegte Forderungs­em­pfehlung der Gewerkschaft. „Die Branchendaten sprechen eine deutliche Sprache: 2023 ist die Produktion erneut eingebrochen, um weitere 8 Prozent. Die Produktion am Standort Deutschland ist damit in vier der letzten fünf Jahre geschrumpft. Der Branchenumsatz lag mit minus 12 Prozent noch tiefer in den roten Zahlen. In weiten Teilen der chemischen Industrie ging die Beschäftigung in den vergangenen Monaten zurück.“

„Auch im laufenden Jahr ist kein Wachstum in Sicht, im Gegenteil: 2024 steuert die Chemie auf eine Krisen-Tarifrunde zu“, betont Stiller. „Wo keine Zuwächse sind, können wir auch keine verteilen. Wir stehen vor der gewaltigen Aufgabe, unsere Branche durch eine tiefgreifende Krise zu steuern und zeitgleich die Jahrhundertaufgabe Transforma­tion zu bewältigen.“ Gewerkschaft und Arbeitgeber seien in der Pflicht, die Wettbe­werbsfähigkeit von Unternehmen und Arbeitsplätzen in den Mittelpunkt zu stellen. „Bereits jetzt stehen in zahlreichen Unternehmen Restrukturierungen und auch Stellen­abbau auf der Tagesordnung. Mit der Chemie-Tarifrunde 2024 müssen die Sozialpart­ner vor allem dazu beitragen, Standort und Beschäftigung zu schützen.“

Die hohe Erwartungshaltung der IGBCE komme zudem zur Unzeit angesichts der gerade erst in Kraft getretenen zweiten Stufe der Tariferhöhung aus dem Chemie-Tarifpaket 2022. „Zum 01.01.2024 haben wir die Tabellenentgelte erneut um 3,25 Prozent erhöht. Zusätzlich haben die Beschäftigten im Januar 1.500 Euro steuer- und beitrags­freies Inflationsgeld erhalten – brutto für netto. Für viele Unternehmen ist das ein abso­luter Kraftakt“, betont Stiller. Die IGBCE gehe zu weit, wenn sie mitten in der tiefsten Krise seit Jahrzehnten noch mehr draufsatteln wolle. „Jedes zusätzliche Zehntel würde die Betriebe dem Abgrund näherbringen und am Ende Arbeitsplätze kosten.“

„Hinzu kommt: Die Inflation dürfte in diesem Jahr wieder unter drei Prozent liegen. Ohne jede weitere Tariferhöhung werden die Chemie-Beschäftigten 2024 real wieder mehr in der Tasche haben.“ Stiller weiter: „Nachholbedarf besteht vielleicht in anderen Bran­chen, aber nicht in der Hochlohn-Industrie Chemie und Pharma. Tarifbeschäftigte in Vollzeit kommen bei uns im Schnitt auf über 73.000 Euro im Jahr und liegen damit weit vorne im Branchenvergleich.“ 

Stärkung der Tarifbindung auf beiden Seiten: „Ganz gleich, ob man es Nachteilsaus­gleich, Bonus oder Mitgliedervorteil nennt – Differenzierung auf Basis der Gewerk­schaftszugehörigkeit spaltet die Belegschaften und findet keine Akzeptanz auf Arbeit­geberseite“, kontert BAVC-Hauptgeschäftsführer Stiller die Forderung nach Vorteilen für Gewerkschaftsmitglieder. „Instrumente, die auf unserer Seite Mitglieder kosten, führen in die Sackgasse. Die IGBCE sollte sich von dem Wunsch verabschieden, eine direkte oder indirekte Besserstellung für Gewerkschaftsmitglieder zu vereinbaren.“ Zur Stärkung der beiderseitigen Tarifbindung seien in erster Linie die Sozialpartner selbst gefragt: mit attraktiven Tarifverträgen, modernen Sozialpartner-Vereinbarungen und dem Willen zur Veränderung.

Bei der Modernisierung des Bundesentgelttarifvertrags signalisieren die Arbeitgeber Gesprächsbereitschaft: „Auf Seiten der Arbeitgeber gibt es seit Langem Forderungen nach einer Entschlackung der Chemie-Tarifverträge. Wir werden eine Reihe von Vor­schlägen in diese Diskussion einbringen, die Komplexität reduzieren und den Chemie-Tarif attraktiver machen können“, so Stiller. Dies müsse nicht auf den Bundesentgelt­tarifvertrag beschränkt bleiben.  

Die Tarifverhandlungen für die 585.000 Beschäftigten in den 1.700 Betrieben beginnen am 15.04.2024 mit der regionalen Runde in Rheinland-Pfalz. Danach folgt die Wirt­schaftsdebatte im Landesausschuss Nordrhein-Westfalen, zu dem wir im Bergischen Land gehören, am 18.04.2024 und am 19.04. in Hessen. Anschlie­ßend verhandeln die übrigen Landesbezirke.

Die beiden Verhandlungsrunden auf der Bundesebene sind für den 14./15.05.2024 und den 04./05.06.2024 terminiert. Wir werden berichten.

  • Weitere Einzelheiten können Sie der beiliegenden Mitteilung der IGBCE entnehmen.
Forderungsempfehlungen IGBCE

  • Das Video zur Präsentation der Forderungsempfehlung können Sie abrufen unter:

https://igbce.de/igbce/chemie24-stream-forderungsempfehlung-232076

  • Den Standpunkt des Bundesarbeitgeberverband Chemie (BAVC) können Sie hier nachlesen:
Standpunkt BAVC

Bei Rückfragen oder Anmerkungen sprechen Sie Herrn Dr. Kirchhoff gerne an!