Wirtschaftswende jetzt! Für eine starke Textil- und Modeindustrie

Gemeinsam Verantwortung tragen – zum Auftakt der Tarifverhandlungen appellieren Arbeitgeber an Gewerkschaft, einen Tarifabschluss zu verhandeln, der der ökonomischen Situation Rechnung trägt.

Über 1400 Unternehmen der Textil- und Modeindustrie mit mehr als 120000 Beschäftigten erbringen jeden Tag den Beweis, dass sie mit textiler Expertise und innovativen Produkten ein wichtiges Glied industrieller Wertschöpfungsketten sowie Anbieter hochqualitativer Mode und Bekleidung sind. Die Branche bildet aus, forscht und zahlt ihre Steuern am Standort Deutschland. Sie sorgt damit für Wertschöpfung im Land, stärkt die Lieferketten und engagiert sich an ihren Standorten für das öffentliche Leben.

Unter dem Eindruck massiver wirtschaftlicher Probleme und dem Verlust der Wettbewerbsfähigkeit am Standort Deutschland haben am 30. Januar die Tarifverhandlungen für die rund 100000 Beschäftigten begonnen. Die Branche befindet sich fest im Griff der Rezession, wie der Verhandlungsführer der Arbeitgeber, Markus Simon, zum Auftakt der Gespräche deutlich machte: „Uns steht voraussichtlich das dritte Jahr einer Rezession bevor. Alle Zahlen befinden sich im Minus: Umsätze, Exporte, Inlandsnachfrage, Zahl der Arbeitsplätze und Auftragslage. Dagegen steigen Aufwand und Kosten für Regulierungen und Berichtspflichten, Arbeitskosten, die Preise für Rohstoffe und auch die Energiepreise befinden sich im Dauerhoch. Die Kostensteigerungen können nicht mehr annährend an die Kunden weitergegeben werden. Wer in einer solchen Lage mit 6,5 Prozent die zweithöchste Tarifforderung seit über 20 Jahren stellt, blendet die Dimension der derzeitigen Wirtschaftskrise aus.“

Die über 1000 zumeist mittelständischen Unternehmen der westdeutschen Textil- und Modeindustrie haben in den vergangenen fünf Jahren im Durchschnitt über 20 Prozent an realen Umsätzen verloren. Die Zahl der Branchen-Insolvenzen liegt über dem Durchschnitt der Gesamtwirtschaft. So stiegen die Insolvenzen im Bekleidungsbereich im vergangenen Jahr um 66 Prozent, bei den Herstellern von Textilien waren es 42 Prozent mehr als ein Jahr zuvor im Vergleichszeitraum zwischen Januar und Oktober.

Auch die Absatzkrise der deutschen Automobilindustrie trifft die Zulieferbetriebe der Textilindustrie mit voller Wucht. Mit großer Sorge blicken sie auf die Ankündigungen von Kurzarbeit und Werksschließungen bei den Autobauern.

Verhandlungsführer Simon: „Es ist leider Realität: Die Wirtschaftskrise am Standort Deutschland ist noch längst nicht ausgestanden. Die nächsten Jahre bleiben für uns eine Kraftanstrengung. Mehr denn je müssen wir alle bei den Tarifverhandlungen Verantwortung für unsere Branche tragen. Es geht um unsere Existenz!“

Die Verhandlungen werden am 25. Februar in Ingolstadt fortgesetzt.

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Fotos: rau/photothek