Sehr geehrte Damen und Herren, Der Arbeitgeberverband Solingen blickt auf 120 Jahre Geschichte zurück. Seit 1903 werden für die Unternehmen in Solingen verschiedenste Dienstleistungen erbracht und Tarifverträge mit der IG Metall vereinbart. Ich freue mich, dass ich diese Tradition in dem Bergischen Arbeitgeber- verband der Metallindustrie nunmehr für die Solinger Unternehmen fortführen kann. Beson- ders wichtig ist mir, dass die bekannten Dienstleistungen der VBU weiterhin verlässlich für die Solinger Unternehmen erbracht werden. Hierzu steht Ihnen das Team in gewohnter Weise im Industriehaus in Solingen zur Verfügung. Der Bergische Arbeitgeberverband der Metallindustrie will jedoch nicht nur das Dienstleistungs- angebot fortführen, sondern auch den Dienstleistungsstandort an der Neuenhofer Straße für die Solinger Unternehmen weiter ausbauen. Es freut mich, dass neben dem Industriehaus in Höhscheid in der alten Sparkasse ein Kindergarten errichtet wird, für den die Mitglieder des Bergischen Arbeitgeberverbandes ein Belegungsrecht haben werden. Für das kürzlich errichtete neue Betriebsarztzentrum im Bergischen Land wollen wir hier ebenfalls neue Räumlichkeiten schaffen und außerdem unseren Mitgliedern Platz für Fortbildungen und Veranstaltungen in der alten Villa zur Verfügung stellen. Mit der Fusion bestreiten wir gemeinsam einen wichtigen großen Schritt in die Zukunft des Arbeitgeberverbandes Solingen und bleiben damit unserer langen Tradition – wenn auch unter neuem Namen – treu. Ihr Michael Vitz Vorstandsvorsitzender des Bergischen Arbeitgeberverbands der Metallindustrie 

120 Jahre Tradition: Die Geschichte des AGVs Solingen von 1903 – 2023 Eine historische Zeitreise Die Gründung des Arbeitgeberverbandes Solingen Am 27. Juli 1903 wird der Verband von Arbeitgebern im Kreise Solingen – der Vorläufer zum AGV Solingen – mit rund 140 Mit- glieder aus der Eisen- und Stahlwarenindustrie, aus Buchbinde- reien, Kartonagenfabriken, Buchdruckereien, Maschinenfabriken, Schreinereien, Papierfabriken, Gas- und Wasserwerken, Braue- reien, Baugeschäften, Dynamitfabriken und Kohlenhandlungen gegründet. Jeder Arbeitgeber aus dem Kreise Solingen kann Mitglied werden. Am 11. April 1922 findet die Gründung des Arbeitgeberverbandes des oberen Kreises Solingen statt. Wäh- rend sich die alte Satzung auf wirtschaftliche und sozialpolitische Aufgaben konzentriert, legt die neue Satzung das Augenmerk vorranging auf sozialpolitische Zwecke.1929 wird dann der neue Name beschlossen: Vereinigung des Arbeitgeber-Verbands von Solingen und Umgebung e. V. Das aktuelle und somit letzte Logo des Solinger Verbands Nazis zerschlagen den Verband Umschwung mit gravierenden Folgen im Jahre 1933: Der nationalsozialistische Staat zerschlägt die Gewerkschaften und entzieht den Arbeitgeberverbänden ihre Grundlagen; das Schwergewicht der Unternehmer verlagert sich auf Fachorgani- sationen. Am 22. Januar 1934 wird der AGV Solingen und Um- gebung aufgelöst – ein Kapitel Solinger Sozialgeschichte endet. Kein äußerer Zwang hatte die Arbeitgeber zu einem Zusammen- schluss gedrängt, sondern die Organisationsformen der Arbeiter- schaft erforderten solche Interessensgemeinschaft auf der Arbeitgeberseite. Der nationalsozialistische Machtstaat legt eine zentralistische Sozialordnung zugrunde, in der örtliche Sonderre- gelungen freiwilliger Art keinen Platz haben. Diesem geschicht- lichen Wandel muss der Arbeitgeberverband weichen. Niemand konnte voraussehen, dass der Arbeitgeberverband noch einmal eine Auferstehung erfahren sollte. Neugründung nach dem Zweiten Weltkrieg Am 16. April 1945 wird Solingen von amerikanischen Truppen be- setzt. Etliche Maßnahmen laufen an, um alle nationalsozialistischen Staats- und Lebensordnungen radikal zu beseitigen. Im bombenzer- störten Solingen ruhen manche Betriebe oder kommen erst allmäh- lich wieder in Gang. Tageszeitungen gibt es nicht und es ist schwer zu ermitteln, wo jemand geblieben ist. Das Firmenverzeichnis der IHK von ca. 180 Betrieben des Kammerbezirks ist dahingehend ein guter Anfang und so werden aus den Reihen dieser Firmen am 6. Juli 1945 zwölf Inhaber bzw. Beauftragte als Mitglieder des bei der IHK Solingen gebildeten „Arbeitsrechtlichen Ausschusses“ berufen. Die erste Sitzung findet nur zehn Tage später statt. Herr Hugo Lau- terjung übernimmt den Vorsitz und hebt in seinem Lagebericht her- vor, dass zwar die Bildung von Arbeitgeberverbänden noch etwas auf sich warten lassen dürfe, die Militärregierung sich jedoch damit einverstanden erklärt habe, die für eine solche Bildung erforderlichen Vorarbeiten schon jetzt in Angriff zu nehmen. Anfang Januar 1946 wird ein Rundschreiben in Hugo Lauterjungs Namen verschickt: Wie viele Unternehmer befürworten die Bildung einer Arbeitgeberver- einigung? 310 von 450 Firmen antworten zustimmend. 4 Arbeitgeberverband Solingen Jahresschrift 2023 

Auf zu neuen Ufern 1954 gibt es einen Aufschwung während der Währungsreform und dem Einsetzen des „deutschen Wirtschaftswunders“. Gegenüber 63.519 Arbeitskräften stehen nur noch 971 Arbeitslose. Viele Reservekräfte gibt es in der Solinger Bevölkerung nicht, weshalb ausländische Arbeitskräfte bereits damals hinzugezo- gen werden. Die Hauptaufgabe des Arbeitgeberverbandes ist es ab 1960, die Rechtsberatung und Rechtsvertretung seiner Mitglieder auf dem Gebiet des Arbeits- und Sozialrechts zu übernehmen. Aus diesem Grund sind die Geschäftsführer oder Mitglieder der Geschäftsführung stets Volljuristen. Die Mitgliedschaft im Arbeit- geberverband bringt die Verpflichtung mit sich, an den Selbstver- waltungsaufgaben aktiv teilzunehmen. Der AGV ist federführend für die gesamte Solinger Wirtschaft bei der Bestellung der ehrenamtlichen Richter für LAG Düsseldorf, SG Düsseldorf und ArbG Solingen sowie der Besetzung der Organe der Selbstver- waltungskörperschaften – diese sind das Arbeitsamt Solingen, der Bundesverband der Ortskrankenkassen, der Verband der Ortskrankenkasse Rheinland und die Allgemeine Ortskranken- kasse. Mehr als nur ein Standort Zusammen mit dem Fachverband Schneidwarenindustrie und dem Rasierklingenverband war die Finanzierung eines eigenen Geschäftshauses möglich. Das „Industriehaus“ Ecke Kronprin- zenstraße/Albrechtstraße 2 wurde im Sommer 1951 bezogen. Eigentümer war der Verein Industriehaus Solingen e. V. „Das alte Industriehaus in der Albrechtstraße 2 war 1950 erbaut. Zu dieser Zeit – kurz nach der Währungsreform – waren die Mittel recht knapp. Damals hatte man nicht den Mut, weit in die Zukunft zu blicken und baute deshalb so einfach wie möglich.“ (Dr. Werner Albert, damaliger Vorsitzender des AGVs) Erhöhter Lärm, schlechte Parkmöglichkeiten, Unzulänglichkeit der Sitzungsräume und veraltete Büroräume: Das Industrie- haus wurde in der Neuenhofer Straße neugebaut. Die Idee zur Nutzung des dem AGV gehörenden Parkgeländes vor der ehemaligen Villa Kieserling hatte der damalige Geschäftsführer Herr Dr. Jansen. Die Wahl des Architekten fiel nach einem Architekten-Wettbe- werb auf Herrn Theo Theyssen aus Ohligs. Aufgabe an ihn war, mit sparsamsten Mitteln ein modernes Bürohaus zu errichten. Theyssens Gedanke war es, ein Atrium-Haus zu errichten und die Eigenart unserer Bergischen Heimat dadurch zu betonen, dass das Äußere des neuen Hauses in weiß-glänzendem Stahl und schwarzem Schiefer ausgeführt wurde, ergänzt durch das Grün der das Gebäude umgebenden Buchen und Eichen. Am 5. November 1965 findet das Richtfest statt! Die Einweihung folgt im Jahr darauf. Das neue Industriehaus vereint Zweckmä- ßigkeit, Schönheit und sparsame Ausgabenwirtschaft und schafft so einen besonderen Akzent für Solingen. Die Räumlichkeiten in der Neuenhofer Straße sind bis heute Standort der angebotenen Dienstleistungen in Solingen. Mehr zu unserem Industriehaus finden Sie auf den Seiten 12 bis 15! Einweihung Industriehaus Standorte 1903 – 1908 Wupperstraße 54 Wohnung des RA Justizrat Dr. jur. Bernhard Noes Friedrichstraße 38/Bergstraße 38/ Turmstraße 1 Wohnung des Dr. jur. et. Phil. Erich Hornung Kaiserstraße 211 (eig.Haus) Albrechtstraße 2 1909 – 1911 1919 1950 1966 – heute Neuenhofer Straße 24 (Industriehaus) 6 Arbeitgeberverband Solingen Jahresschrift 2023 

Verlässliche Dienstleistungen unter neuem Namen Heute ist der AGV Solingen als Teil der Vereinigung Bergischer Unternehmerverbände vor allem Dienstleister für Arbeitgeber in allen Bereichen. Von der Personalberatung und dem Personal- management über die rechtliche Vertretung bis hin zur Unter- stützung in der Öffentlichkeitsarbeit, wir beraten und betreuen Sie als Unternehmensberater, Anwalt, oder Personalmanager – immer maßgeschneidert auf Ihr Unternehmen. Die Verschmelzung des Arbeitgeberverbandes von Wuppertal und Niederberg e. V. mit Sitz in Wuppertal und des Arbeitge- berverbandes Solingen e. V. wird am 23. Januar 2024 in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung einstimmig beschlos- sen – an einem historischen Ort: Die Verbände tagen unter der Müngstener Brücke, einem Jahrhundertbauwerk, das schon seit 1897 die Städte im Bergischen Land miteinander verbindet. Gemeinsam stärker sind die Verbände nun unter neuem Namen: „Bergischer Arbeitgeberverband der Metallindustrie e. V.“ mit rund 100 Mitgliedern. Michael Vitz, Geschäftsführer der Johann Vitz GmbH & Co. KG und neuer Vorsitzender des Bergischen Arbeitgeberverbandes der Metallindustrie, blickt positiv in die Zukunft: „Die Fusion ist ein Meilenstein – nicht nur für die beiden zusammengeschlossenen Verbände und deren Beteiligten, sondern für das gesamte Bergische Land, dessen Interessen wir gemeinsam noch besser vertreten werden. Wir bündeln unsere Kräfte und stellen einen starken Partner innerhalb des Bergischen Landes und von METALL NRW dar.“ Horst Gabriel, Geschäftsführer der Ernst Ludwig Emde GmbH und bisheriger Vorstandsvorsitzender des AGV Solingen, erklärt: „Der Dienstleistungsstandort Solingen bleibt für unsere Mit- gliedsunternehmen nicht nur erhalten – wir wollen ihn sogar noch weiter ausbauen. So soll er für unsere Mieter und Partner weiter modernisiert werden. Hierzu soll auch die ehemalige Ge- schäftsstelle Höhscheid vollständig umgebaut werden. Solingen wird so zum Dienstleistungsstandort der Metallarbeitgeber in der bergischen Region.“ Nur einige Vorteile der Fusion sind die Erhöhung der Schlagkraft der Arbeitgeberstimme, die Schaffung einer stärkeren Position gegenüber Gewerkschaften und politischen Entscheidungsträ- gern, das Profitieren von verbesserten Rahmenbedingungen für die Mitglieder, die Bündelung von Fachwissen und Ressourcen, die effektivere und gezieltere Beratung und Betreuung erzielt, die Einsparung von Kosten und das gemeinsame Angehen von Projekten wie der Fachkräftesicherung und des Transformations- prozesses. Gabriel betont außerdem, dass in der Villa eine Unternehmer- lounge mit einem neuen Weiterbildungszentrum entstehen wird. „Und bald steht neben diesem Dienstleistungsstandort noch ein Kindergarten mit Belegungsrecht für unsere Mitglieds- firmen – wo findet man das sonst?“, fragt Horst Gabriel zu Recht. Herr Vitz fügt hinzu: „Die Herausforderungen für unsere Mitglieder sind so vielfältig, dass wir stärker zusammenrücken müssen. Ich bin froh, dass wir so reibungslos und schnell eine neue, starke Gemeinschaft schaffen konnten.“ Sie wollen weitere und ausführlichere Details über die Geschichte des AGVs Solingen lesen? Melden Sie sich gerne bei Frau Célina Herzog: herzog@vbu-net.de. 8 Arbeitgeberverband Solingen Jahresschrift 2023 

Eine Verbandschronik Die Gründungsdaten und Vorstandsvorsitzenden des AGVs Solingen von 1903 bis heute 24.06.1947 Arbeitgeber-Verband der Eisen- und Metallindustrie Solingen 27.07.1903 Gründung des Verbands von Arbeitgebern im Kreise Solingen 11.04.1933 Arbeitgeberverband des oberen Kreises Solingen 30.04.1948 Arbeitgeberverband Solingen e. V. 3 0 9 1 0 1 9 1 0 2 9 1 0 3 9 1 0 4 9 1 0 5 9 1 0 6 9 1 Hugo Schulder 1903 - 1922 Paul Adolf Schmidt 1933 - 1934 Heinz Osberghaus 1954 - 1957 Hugo Lauterjung 1922 - 1933 Eugen Schlemper 1953 - 1954 Karl Kortenbach 1948 - 1952 10 Arbeitgeberverband Solingen Jahresschrift 2023 1903 ...

Die Geschichte des Industriehauses Eine Symbiose von Tradition und Fortschritt Das Solinger Tageblatt kündigte es am 8. April 1965 an: Der Arbeitgeberverband Solingen errichtet in Verbindung mit dem Fachverband Schneidwarenindustrie auf dem Grundstück des Vereins Lehrlingsheim an der Neuenhofer Straße in Solingen- Höhscheid ein Bürogebäude nach den Plänen des Architekten Theo Theyssen. Das im Volksmund zunächst als „Edelstahlbara- cke“ verpönte Industriehaus hat einiges zu bieten. Schiefer, ein seit Jahrhunderten schützendes und schmückendes Material eines bergischen Hauses und Edelstahl, ein in Verbindung mit dem Namen Solingen weltbekanntes Metall, sind Elemente, die das Haus kennzeichnen und einen besonderen Akzent verleihen. Die „Einfachheit“ des rechteckigen, eingeschoßigen Atriumbaus trügt: Die 900 qm große Nutzfläche ist auf einem Rastersystem aufgebaut, welches nicht nur das Wechseln von Büroräumen erheblich erleichtert und die Fläche maximal ausnutzt, sondern auch Struktur und Ordnung schafft. Von der Vorhalle aus gehen rechts wie links die Flure zu den damals getrennt liegenden Büroräumen der beiden Verbände ab. Diese Flure bieten durch große Glaswände einerseits Einblick in den Innenhof, anderer- seits sind sie von den Büroräumen durch furnierte Holzwände aus kanadischem Nussbaum und dunklem Palisander, hinter denen geräumige Wandschränke liegen, getrennt. Hinter dem Innenhof, zwischen den beiden Fluren, befindet sich der er- höhte, zentral gelegene große Sitzungssaal. Besucher, die über eine breite Freitreppe ins Innere des Industriehauses gelangen, haben durch die Glaswände sofortigen freien Blick auf den In- nenhof, welcher Pflanzen, ein kleines Becken mit Springbrunnen und Sitzgelegenheiten bietet. Alle Wege führen zum Atrium – denn die Flure bilden einen Rundgang durchs Haus. 12 Arbeitgeberverband Solingen Jahresschrift 2023 

Eine kleine Zeitreise Entwurf des Architekten Theo Theyssen Baumaßnahmen Das fertige Industriehaus damals … Dieses Grundkonzept soll auch nach der geplanten Sanierung beibehalten werden. Das Industriehaus blickt nunmehr auf eine fast 60-jährige Geschichte zurück. 1966 erbaut und im Jahr 1968 als Erbbaurecht auf 50 Jahre für den „Verein Industriehaus“ errichtet, bewirtschafteten Arbeitgeberverband Solingen und IVSH das Bürohaus gemeinschaftlich zu gleichen Rechten und Pflichten. Nach Ablauf des Erbbaurechts 2018 fiel das Eigentum zurück an den Arbeitgeberver- band. In der Folgezeit fanden sodann umfangreiche Sanierungs- und Renovierungsarbeiten statt. Die Re- novierung von Teppichböden und Büroräumen waren immer mal wieder nötig gewesen, aber an großen Arbeiten standen nach 50 Jahren inzwischen auch das marode Dach, die Holzfenster, die Heizungsanla- ge sowie die komplette Elektrik (incl. LED-Beleuch- tung) an. In den letzten beiden Jahren wurden auch die Toilet- tenanlagen kernsaniert und auf den neuesten Stand gebracht, ein Behinderten-WC geschaffen sowie ein Behindertenlift an der Außentreppe installiert. Hierbei wurde darauf geachtet, dem Stil des Gebäudes treu zu bleiben. Zum Erhalt des traditionsreichen Gebäu- des sind im Jahre 2024 weitere Sanierungen geplant. Beispielsweise sollen die bisher einfachverglasten Glaswände zur optimalen Dämmung und Energieein- sparung erneuert sowie alle Fenster ausgetauscht werden. Die Mieter des Industriehauses Industrieverband Schneid- und Haushaltwaren (IVSH) Sicherheitsdienst des Werksarztzentrums Verband lokaler Rundfunk Automotiveland.nrw e. V. Einheitliche Ansprechstellen für Arbeitgeber (EAA) 14 Arbeitgeberverband Solingen Jahresschrift 2023 … und heute 

Die Geschichte der Villa Kieserling Vom Lehrlingsheim zur Eventlocation Der Arbeitgeberverband Solingen hatte den Verein „Lehrlings- heim“ ins Leben gerufen und ihn in vielfältiger Weise finanziell unterstützt. Der ursprüngliche Zweck des Vereins Lehrlingsheim war, die Nachwuchsnot der Solinger Industrie zu steuern und hierzu vor allem jugendliche Flüchtlinge, die mit ihren Ange- hörigen in der ersten Zeit nach dem Krieg in industriearmen Gegenden der Bundesrepublik eine vorläufige Zuflucht gefunden hatten, nach Solingen zu holen und ihnen hier Lehrstellen in der nachwuchsbedrohten Schneidwarenindustrie zu vermitteln. 1953 erwarb der Verein Lehrlingsheim e. V. für die dringend not- wendige Unterbringung dieser Jugendlichen das Grundstück an der Neuenhofer Straße mit der 1929 als privates Wohnhaus der Unternehmerfamilie Kieserling erbauten Villa. In der Zeit von 1953 bis 1965 etwa wurden im Durchschnitt regelmäßig 38 Heiminsassen aufgenommen und betreut. Der Verband hatte sich bemüht, die räumliche Gestaltung die- ses Hauses den nach dem letzten Krieg ständig steigenden An- forderungen an ein Lehrlingsheim zu entsprechen. Im Juni 1965 beherbergte das Jugendwohnheim Villa Kieserling nur noch 7 Jugendliche unter 18 Jahren und 22 im Alter von 21 – 25 Jahren. Die ursprüngliche Zweckbestimmung des Vereins Lehrlingsheim e. V. war bereits wegfallen und in Anbetracht dieser Umstände wurde beschlossen, das Lehrlingsheim aufzugeben. In einer außerordentlichen Mitgliederversammlung des Vereins Lehrlingsheim e. V. unter Vorsitz des Herrn Dr. Ing. Werner Albert aus Solingen, wurde am 5. Juli 1965 beschlossen, das Grund- stück mit dem aufstehenden Gebäude „Villa Kieserling“ dem Arbeitgeberverband Solingen e. V. zu verkaufen. Erwerb und Besitzübergang erfolgten am 20. Dezember 1965. In der Folgezeit vermietete der Arbeitgeberverband Solingen die Räume der „Villa Kieserling“ u. a. an die Carl-Duisberg- Gesellschaft e. V. in Köln, das Amtsgericht Solingen und das Werksarztzentrum Solingen. Die so genannten Clubräume im Erdgeschoss wurden nur noch unregelmäßig genutzt. Für das jährliche „Grünkohlessen“ des Arbeitskreises 1 des Arbeitgeber- verbandes jeweils im März waren die stilvollen Clubräume und die großzügige Küche jedoch wie geschaffen. Jetzt sind Renovierungsmaßnahmen in der Villa geplant. Eine Umfrage unter den Mitgliedsunternehmen ergab, dass rund 80 Prozent die Sanierung der Lokalität im Erdgeschoss befür- worten und die Räumlichkeiten für Veranstaltungen und Fort- bildungen nutzen würden. Zum einen, um den frei verfügbaren Platz sinnvoll zu verwenden und zum anderen, um den Bekannt- heitsgrad des AGVs Solingen und dessen Angebote, und nicht zuletzt der Villa zu stärken und festigen. Trotz der Erneuerungen soll der Charme der Villa, welcher den Veranstaltungen das ge- wisse Extra geben wird, in jedem Fall beibehalten werden. 16 Arbeitgeberverband Solingen Jahresschrift 2023 

Johannes G. Berger – Verabschiedung unseres Schatzmeisters Wir sagen Danke! Johannes G. Berger hat seit Jahrzehnten aktiv in den Gremien des Arbeitgeberverbandes Solingen mitgewirkt. Er trat am 30. April 1996 in den Vorstandsrat des Arbeitgeberverbandes ein. So wirkte er mit bei den Entscheidungen zur Regelung in neuen Tarifverträgen und Annahme der Tarifergebnisse. Johannes G. Berger hat hierbei immer die Interessen der Solinger Unterneh- men mit Weitsicht und Hartnäckigkeit vertreten. Schon vier Jahre später wurde er am 3. März 2000 in den Vorstand gewählt. Als Nachfolger von Herrn Wüsthof übernahm er am 27. April 2022 die Aufgabe des Schatzmeisters des Arbeitgeberverban- des. Hierbei hat er stets im Auge gehabt, bei schwierigsten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und turbulenten Finanz- märkten das Vermögen des Arbeitgeberverbandes zu bewahren und auszuweiten. Auch hier zeigte er sich jedoch offen, auch Immobilienprojekte anzugehen. So wurde unter seiner maß- geblichen Beteiligung und Zustimmung die Filiale der Sparkasse in Höhscheid gekauft. Der Neubau einer Kindertagesstätte mit dem Kindertherapiezentrum als Betreiber ist damit ein wesent- licher und maßgeblicher Schritt seines Wirkens. Noch Jahrzehnte werden ihm nicht nur die Kinder in Solingen, die Eltern aber auch die Betriebe dankbar sein, die nunmehr eine gute Betreuungs- möglichkeit in Solingen-Höhscheid erhalten werden. 18 Arbeitgeberverband Solingen Jahresschrift 2023 

Herr Gabriel als erfolgreicher Verhandler für METALL NRW Michael Schwunk über Horst Gabriel „Horst Gabriel hat sich bei diesen Verhandlungen mit seiner Persönlichkeit und seinem Sachverstand so geschickt eingebracht, dass er auch maßgeblich zu diesem guten Erfolg beitragen konnte.“ 23 Jahre hat Horst Gabriel unermüdlich Tarifverträge für die Solinger Unterneh- men ausgehandelt. In all den Jahren hat er sich auch öffentlichkeitswirksam in vielen Pressemitteilungen für die unter- nehmerischen Interessen der Solinger Unternehmen eingesetzt und diesen Standpunkt immer wieder deutlich zum Ausdruck gebracht. All diese Verhandlun- gen waren jedoch immer mit Fairness und Respekt gegenüber dem Sozialpartner verbunden. Sozialverträgliche Regelungen konnten immer nur gefunden werden, wenn auch die Interessen der IG Metall angemessen berücksichtigt wurden. Horst Gabriel hat als Vorsitzender des Arbeitgeberverbandes Solingen jedoch nicht nur die Solinger Unternehmerinte- ressen vertreten, sondern er war auch in vielen Tarifrunden der Vertreter der fünf Regionen in Nordrhein-Westfalen. In dieser Funktion hat er im engsten Kreis an den Tarifverhandlungen in Nord- rhein-Westfalen teilgenommen. Als Regionenvertreter im Bergischen Land hat er somit auch für die Unternehmen in Remscheid, Wuppertal, Niederberg und Solingen verhandelt. All diese Abschlüsse und die damit verbundenen Streiks waren auch mit viel Aufklärung gegenüber den Unternehmern verbunden. Dies galt und gilt auch gerade für die Abschlüsse, deren Ergebnis in vielen Jahren nicht immer ver- träglich waren. Unvergesslich ist mir dabei auch der Tarifabschluss in Düsseldorf für ganz Deutschland während der Corona-Pan- demie. Am 31. März 2021 verhandelte ich in Begleitung von Herrn Horst Gabriel für die Bergische Region unter besonderen Umständen. Die Pandemie schränkte die Verhandlungsmöglichkeiten erheblich ein. Schon zu Beginn der Verhandlung muss- ten alle Verhandlungsteilnehmer einen ak- tuellen Coronatest durchführen. Erst nach Vorliegen des Ergebnisses konnten etwa 20 Verhandlungsteilnehmer im kleinsten Kreis auf jeder Seite die Verhandlung füh- ren. Diese Verhandlung wurde bis tief in die Nacht geführt und alle Verhandlungs- teilnehmer waren sich ihrer besonderen Verantwortung für die deutsche Metall- industrie bewusst. Technische Möglich- keiten ließen es zu, dass in regelmäßigen Abständen digital nicht nur die Vorstände und Geschäftsführer aus Nordrhein-West- falen dazu stießen, sondern auch die jeweiligen Verbandsvertreter bundesweit in die Verhandlung einbezogen wurden. Zwischenergebnisse wurden so bundes- weit abgestimmt und erläutert. Am Ende konnte in den frühen Morgenstunden ein Ergebnis erzielt werden, bei dem beide Seiten letztendlich mit Fug und Recht von einem großen Erfolg schon allein aus dem Grunde sprechen konnten, weil dieser Tarifvertrag der besonderen Krisensitua- tion der Corona-Pandemie gerecht werden konnte. Michael Schwunk 20 Arbeitgeberverband Solingen Jahresschrift 2023 

„HWG“? An deinen Vater Hans-Werner Gabriel: Unternehmer, Solinger und vor allem Walder Original sowie stimmgewal- tiges Chor-Mitglied und leidenschaftlicher Kultur-Förderer. Im Kulturausschuss der Stadt Solingen sowie in den Aufsichts- räten der Bergischen Symphoniker sowie des „Zentrums für verfolgte Künste“ eiferst du ihm nach. Als Sprachrohr der Unternehmerinnen und Unternehmer sowie der Arbeitgebe- rinnen und Arbeitgeber wird für mich vor allem ein Thema besonders in Erinnerung bleiben: Dass du dich immer für die Aus- bildung in Solinger Firmen stark gemacht hast. Dass du dafür geworden hast, dass auch kleine Betriebe ausbilden und so den Nachwuchs an Fachkräften fördern. In Zeiten, in denen Abitur und Studium bei jungen Menschen ganz weit oben stehen, hast du dich für die klassische Ausbildung eingesetzt. Du hast Unternehmen wie jungen Menschen Mut zugesprochen. Weil du weißt, dass es ohne gute Prakti- ker nicht geht. Zuletzt haben wir – Wirtschaftsförderung, Stadt, Arbeitsagentur und Handwerks- kammer – einen Arbeitskreis etabliert, um dem Anspruch „Kein Abschluss ohne Anschluss“ gerecht zu werden. Für dieses Engagement, für deinen langjährigen Ein- satz sowie für die konstruktive Zusammen- arbeit in den politischen Gremien danke ich dir ganz herzlich. Mögen es andere in Zukunft ebenso gut und ausdauernd machen wie du. der Arbeitgeber- und Unternehmensver- bände in Nordrhein-Westfalen. Unzählige Begegnungen bei Gremiensitzungen, Unternehmertagen und Tarifverhandlun- gen, aber auch bei den Reisen unserer Vorstände sind mir in bester und schönster Erinnerung. Du bist ein mittelständischer Familienunternehmer mit Leib und Seele. Das hat Deinem ehrenamtlichen Wirken für unsere vor allem mittelständisch geprägten Verbände in der Region und in unserem Land immer eine enorme Glaubwürdigkeit verliehen. Deine Überzeugung hast Du in vielen Debatten mit klaren Worten und großer Leidenschaft vertreten – ob in Tarifrunden, in Gesprächen mit der Politik, auf Podien oder in Deinen zahlreichen Interviews mit den Medien. Kein Termin war Dir zu viel, kein Weg zu weit. Auf Dich konnten sich die Unternehmer im Land immer verlas- sen, ihre Anliegen waren bei Dir in besten Händen. Und bei allem hast Du nie, wenn nötig, den Konflikt gescheut, aber am liebsten immer da, wo möglich, Brücken gebaut. Das war vorbildlich! Wenn Du nun aus den Verbandsgremien im Bergischen Land ausscheidest, kannst Du mit großem Stolz auf das Erreichte zurückblicken. Für Dein großartiges Engagement, danke ich Dir im Namen von unternehmer nrw und METALL NRW, aber auch ganz per- sönlich, von ganzem Herzen. Mit einem herzlichen Glückauf Arndt G. Kirchhoff Laudatio Arndt G. Kirchhoff Präsident der Landesvereinigung der Unternehmensverbände Nordrhein- Westfalen (unternehmer nrw) Lieber Horst, wir kennen und schätzen uns nun schon seit vielen Jahren der gemeinsamen Ver- bandsarbeit für die Spitzenorganisationen 22 Arbeitgeberverband Solingen Jahresschrift 2023 

Das letzte Wort ... hat Horst Gabriel Nach meiner Wahl zum Vorsitzenden des Arbeitgeberverbandes Solingen im Parkhotel Solingen sagte der damalige Geschäfts- führer Hahn der Presse: „Da haben wir diesmal einen jungen Vorsitzenden gewählt, der kann es ein paar Jahre machen“. Aus den paar Jahren wurden 23 schöne Jahre. Was war rückblickend die schwierigste Herausforderung Ihres Amtes? Es waren 23 wunderbare Jahre, die ich nicht missen will. Und die Herausforderungen waren gelegentlich zeit- und nerven- raubend, aber doch meist erfolgreich zu Ende gegangen. Da war von Anfang an der Spagat zwischen den Interessen der Mitgliedsfirmen und der Solinger Politik. Unternehmer denken lösungsorientiert, sind fordernd und können die geringe Ge- schwindigkeit der politischen Entscheidungsprozesse nicht ver- stehen. Den Politikern ist häufig das Unternehmertum fremd, da fehlt das Verständnis für die Bedarfe der Unternehmer, speziell bezüglich der Infrastruktur. Als neutraler Vermittler war ich sehr gefordert. Mit Abstand die schwierigste Aufgabe waren die Verhandlungen zum Anschluss an die VBU. Nicht weil die Mitgliedsfirmen damit ein Problem hatten, sondern weil die geplante Fusion mit dem Wuppertaler und Leverkusener Verband aufgrund persönlicher In- teressen der jeweiligen Vorsitzenden der Verbände gescheitert ist. Nach unzähligen Sitzungen, Arbeitsfrühstücken und heimlichen Treffen blieb nur die Lösung ohne Fusion und ohne Leverkusen. Die Fusion mit dem Wuppertaler Metallverband haben wir im- merhin in diesem Jahr nachgeholt. Als dritte große Herausforderung hat sich im vergangenen Jahr der Versuch gezeigt, einen Kindergarten in Solingen zu errichten. Unzählige Gespräche mit der Verwaltung bis hin zum Oberbür- germeister und dem künftigen Träger der Einrichtung haben bis heute noch nicht zum Erfolg geführt. Aber auch das werden wir noch schaffen. 24 Arbeitgeberverband Solingen Jahresschrift 2023 

Was raten Sie Ihrem Nachfolger und allen Beteiligten hinsichtlich der zunehmenden Probleme wie dem Fachkräftemangel? Meinem Nachfolger Michael Vitz brauche ich nichts zu raten, den schätze ich sehr. Wenn ich dann aus meiner Erfahrung berichten darf, gibt es folgende Punkte, die ich habe lernen müssen: Neben Optimismus ist es vor allem die Notwendigkeit, dicke Bretter zu bohren. Mal eben schnell hat noch nie geklappt, im Umgang mit Politik, Verwaltung, der Presse und vor allem auch der Öffentlichkeit ist ein langer Atem und Verlässlichkeit notwendig. Das übrigens auch im Umgang mit der IG Metall. Hier haben wir meiner Ansicht nach in Solin- gen wie in Nordrhein-Westfalen einen guten Kontakt aufgebaut, den es zu erhalten gilt. Wie werden Sie Ihre neugewonnene, freie Zeit demnächst nutzen? Hier könnte ich sagen, dass ich jetzt vermehrt Fahr- radtouren machen werde, mit Frau und Hunden in Urlaub fahren werde und regelmäßige Trackdays auf der Rennstrecke besuche. Aber tatsächlich kann das nicht alles sein, da arbeite ich noch dran. Wenn jemand eine Aufgabe für einen Automobilindustrie- erfahrenen, technisch versierten Ingenieur und Unter- nehmer hat, der gut vernetzt ist, sogar zur Presse, dann bitte gerne an mich herantragen. „Neben Optimismus ist es vor allem die Notwendigkeit, dicke Bretter zu bohren.“ Lebenslauf Horst Gabriel Geb. 10. September 1957 | verheiratet, 1 Kind | Beruf: Diplom-Ingenieur 1976 1976 – 1978 1978 – 1983 1984 – 1986 seit 1986 Abitur Ausbildung zum Industriekaufmann bei den Götze-Werken, Burscheid Studium zum Maschinenbau-Ingenieur in Aachen mit Abschluss Dipl.-Ing. der Fertigungstechnik Technische Zentralplanung BMW, München Einstieg in die elterlichen Firmen Ernst Ludwig Emde KG und Ernst Ludwig Emde GmbH sowie Aufbau der Luck + Gabriel KG alleiniger Geschäftsführer / Geschäftsführender Gesellschafter der drei Firmen ab 1994 26 Arbeitgeberverband Solingen Jahresschrift 2023 

Neuenhofer Straße 24 42657 Solingen +49 212 / 88 01 - 0 info@vbu-net.de vbu-net.de